08.05.2023

Kasseler Erklärung: Chancen nutzen – Attraktivität des Handwerks für das handwerkliche Ehrenamt stärken

Im Mittelpunkt der Frühjahrstagung der DHKT-Arbeitnehmervizepräsentinnen und Arbeitnehmervizepräsidenten in Kassel stand unter anderem die Frage, wie das Ehrenamt in der Selbstverwaltung des Handwerks gestärkt werden kann. Dies war auch eine der zentralen Fragen der Diskussion im Rahmen des Zukunftsdialogs Handwerk. Dr. Sabine Hepperle Vertreterin des BMWK, ZDH-Präsident Jörg Dittrich und Stefan Körzell, Mitglied des DGB-Bundesvorstandes stellten die Ziele des Zukunftsdialogs vor. Sie waren sich einig, dass die Stärkung der Selbstverwaltung des Handwerks auch eine Stärkung der Demokratie in Deutschland darstellt.

Das Engagement von zehntausenden Ehrenamtlichen in der handwerklichen Interessenvertretung und bei der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben ist eine zentrale Basis unserer demokratischen Wirtschaftsordnung. Ohne Prüfungen gäbe es keine Fachkräfte: Zehntausende ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer nehmen in jedem Jahr mehrere Tausend Abschluss-, Fort- und Weiterbildungsprüfungen ab. In Innungen und Handwerkskammern vertreten Ehrenamtliche die Interessen von Handwerksbetrieben und ihren Beschäftigten.

Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft. Zusätzliche Herausforderungen sind der demografische Wandel und die Digitalisierung. Das gesamte Handwerk ist davon betroffen und wichtiger Akteur dieser Transformation. Es braucht Handwerkerinnen
und Handwerker, die insbesondere die Energie- und Mobilitätswende gestalten, zum Beispiel Gebäude energetisch sanieren, Photovoltaik-Anlagen montieren, Wallboxen installieren und die Energieinfrastruktur ertüchtigen. Ehrenamtliche Interessenvertretungen in Innungen und Handwerkskammern arbeiteten daran, dass
dies mit fairen Rahmenbedingungen für Betriebe und Beschäftigte geschieht.

Zukunft wird heute gestaltet

Die Selbstverwaltung des Handwerks befindet sich mitten in einem Generationenwechsel. Dieser muss heute geplant werden: 2024 werden in 34 Handwerkskammern
Vollversammlungswahlen stattfinden. Viele gestandene Vollversammlungsmitglieder werden dann ausscheiden. Das Wissen und die Erfahrung von älteren Ehrenamtlichen muss gesichert sein, neue Ehrenamtliche müssen gewonnen werden. Interessenvertretung im Handwerk ist immer die Vertretung von pluralen Interessen, die gesellschaftliche Vielfalt spiegelt sich auch im Handwerk. Eine wichtige Aufgabe ist es daher, diese Vielfalt auch in den Vollversammlungen der Handwerkskammern abzubilden und Frauen, sowie Handwerkerinnen und Handwerker mit Migrationsgeschichte zu ermutigen, sich hier zu engagieren.

Der Zukunftsdialog Handwerk muss dafür genutzt werden, gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Transformation der Selbstverwaltung erfolgreich gestalten. Dazu gehört es nicht nur, Formate zu gestalten, um neue Ehrenamtliche zu interessieren und zu gewinnen. Vielmehr braucht es eine Anerkennungskultur, zu der eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamt ebenso gehört, wie Qualifizierung für die Ehrenamtlichen in Handwerkskammern, Innungen und Prüfungsausschüssen. Zudem müssen Freistellungs- sowie Entschädigungsregelungen für alle Ehrenamtlichen auf der Höhe der Zeit sein.

Die DHKT-Arbeitnehmervizepräsidentinnen und Arbeitnehmervizepräsidenten tragen den Zukunftsdialog in ihre Kammerbezirke und werden dort regionale Initiativen zur Stärkung der Selbstverwaltung auf den Weg bringen.

Download:
Kasseler Erklärung 2023

Quelle: Arbeitnehmer Vizepräsidenten im Handwerk / www.vizepraesidenten.de